Geschichte

Die Dominikaner und die erste Erwähnung der „Bächle“ – Die Geschichte der Freiburger Dominikaner

Seit bald 800 Jahren auch in Freiburg daheim: die Dominikaner

Der Dominikanerorden und die Stadt Freiburg im Breisgau blicken auf eine bald 800-jährige gemeinsame Geschichte zurück. So lange sind die Predigerbrüder auch hier schon tätig und daheim. Die älteste Urkunde mit der Nennung von Dominikanern in Freiburg stammt aus der Zeit um 1230.

In einem umfangreichen Artikel über die Geschichte der Predigerbrüder in und um Freiburg herum beschrieb Pater Wolfram Hoyer OP die Stadt sogar als „dominikanische Boomtown“ – würde man die insgesamt sechs Dominikanerinnen- und vier Dominikanerniederlassungen, die es hier je gab beziehungsweise die es heute noch gibt – auf einem Luftbild von Freiburg markieren. Was diese historisch unkorrekte Karte – da sie ja losgelöst ist von der zeitlichen Abfolge – aber trotzdem zeige: „das lange und intensive Verhältnis zwischen Freiburg und dem Predigerorden“.

Wie alles begann

Um 1235 hatten Graf Egino V. von Urbach-Freiburg (†1236) und seine Frau Adelheid von Neifen nach mehrfacher Bitte den Dominikanerorden für eine neue Niederlassung in Freiburg gewonnen, und der Konstanzer Fürstbischof Heinrich von Tanne († 1248) hat den Predigerbrüdern den Bau einer eigenen Kirche mit Klosteranlage in Freiburg sowie die Grundsteinlegung in eigener Regie gestattet. „Da es hier nicht um den Bau einer Abtei mit einer Stiftskirche und einem beschaulichen Mönchskonvent ging, dessen Haupttätigkeit im Gebet für die Stifter bestand, sondern um eine Bettelordensniederlassung, dürfen wir uns diese Stiftung im Wesentlichen als Zurverfügungstellung eines Grundstücks und des nötigen Baumaterials vorstellen“, erklärt P. Wolfram Hoyer in seinem Artikel. Die Unterstützung durch die Stadtbevölkerung, der in erster Linie die Gründung dienen sollte, war maßgeblich. Und weiter: „Der Lebensunterhalt des Dominikanerklosters jedoch sollte nicht auf Einkommen durch Schenkungen beruhen. Dies war der wesentliche Unterschied zu den Mönchsorden und den Chorherren und die Art, wie sich die Bettelorden den Herausforderungen durch die sich verändernden Gesellschaftsstrukturen des 13. Jahrhundert stellten: Bettelorden hießen sie nicht, weil sie vorzugsweise an den Straßen und Plätzen der Stadt um milde Gaben bettelten, sondern weil nicht nur ihr einzelnes Mitglied, sondern auch ihre ganze Gemeinschaft durch Verzicht auf Güter und regelmäßiges Einkommen arm leben sollte. Die zum Leben notwendigen Mittel verdienten sie sich durch Messen, Beerdigungen, Beichten, Predigten, Unterricht und ähnliches.“

Das erste Dominikanerkloster in Freiburg

Nachdem die Dominikaner kurz zuvor ihre Tätigkeit in Freiburg aufgenommen hatten, erfolgte die Grundsteinlegung zum Bau der eigenen Kirche und Klosteranlage i.J. 1237. Im Jahr darauf erließ Graf Conrad von Frieburg den Predigern den Hofstättenzins. Seine Urkunde dazu vom 30. August 1238 verortet die Klosteranlage als inter duas ripas (einzig diese Worte sind mit roter Tinte hervorgehoben), was häufig im Sinne von  „zwischen zwei Bächen gelegen“ gedeutet wurde als früher Hinweis auf die berühmten Freiburger „Bächle“. Verstanden werden kann die Angabe allerdings auch als „zwischen zwei Böschungen gelegen“, d. h. hier auf dem Areal zwischen dem nördlichen und dem westlichen Stadtgraben. Die Tiefe des nur zu Krisenzeiten mit Wasser gefüllten Grabens betrug nach Forschungen von Monica Porsche vier bis fünf Meter bei einer Breite von 18 Metern. Der gegenüber der Kirche angrenzende „Predigerturm“ (etwa an der Stelle des heutigen ADAC-Turms) bewachte das Tor zur Ausfahrtsstrasse in Richtung Colmar.

Berühmtester Dominikaner in den ersten Jahren dieser Gründung, die im Laufe der Jahrhunderte auch Kaiser und Könige beherbergen würde, war der damals noch unbekannte Konventslektor Albertus Magnus. De natura boni gehört zu seinen ersten Frühwerken aus dieser Zeit. An sein Wirken in Freiburg erinnert heute eine Bronze-Figur an der Stelle des damaligen Klosters in Unterlinden. Im 15. Jahrhundert feiert der Orden in diesem Freiburger Konvent sogar ein Generalkapitel.

Durch die Jahrhunderte bis heute

Betrachtet man insgesamt die Niederlassungen der Dominikaner und Dominikanerinnen in Freiburg durch die nächsten Jahrhunderte, so zeichnen sie ein recht bewegliches Bild. Mehrere Konvente des Ordens zogen im Laufe dieser Zeit an neue Orte in der Stadt, wurden zusammengelegt, aufgehoben oder neu gegründet. Im Jahre 1687 wurden zunächst die vier auf das 13. Jahrhundert zurückgehenden Klöster der beschaulichen Dominikanerinnen in Freiburg unter dem Patronat des 1234 gegründeten Klosters Adelhausen (Mariae Verkündigung und hl. Katharina) mit einem Neubau in der Gerberau zusammengeschlossen. Im Jahre 1790 und damit kurz vor der staatlich verordneten Säkularisierung baten die letzten fünf Ordensbrüder um die Selbstauflösung des Klosters in Unterlinden.

Erst 1934 kehrten die Predigerbrüder wieder nach Freiburg zurück und richteten am Schlossberg in der Ludwigstrasse ihr neues Kloster ein (1939 zum Konvent erhoben). Zunächst als Wohnheim für Schüler genutzt, erhielt die Gemeinschaft in den 60-iger Jahren ein neues Profil. Die Brüder boten eine Plattform für Gespräche an, die dem Dialog Gesellschaft/Kirche, Theologie, Politik und Wissenschaften gewidmet waren. Mitbrüder waren in der Schul- und Kunstseelsorge engagiert. Dabei wirkten sie auch in den politischen Bereich der Stadt hinein. Zugleich wurde die kleine Kapelle der Gemeinschaft zu einem gesuchten Ort für den Verkündigungsauftrag des Dominikanerordens.

2004 wurde mit dem Studienhaus der Dominikaner in der Erwinstraße ein zweiter Standort des Konvents bezogen, der seit Herbst 2011 an der Innenstadtkirche St. Martin angesiedelt ist. Am 10. Februar 2012 wurden die Konventsrechte vom bisherigen Dominikanerkonvent St. Albert in den jetzigen Dominikanerkonvent St. Martin übertragen. Tätigkeitsfelder der Dominikaner in St. Martin als einem geistlichen Zentrum im Herzen der Stadt sind heute Pfarrei, Universität, Citypastoral, Krankenhauspastoral und Schwesternseelsorge.

Neben dem Konvent gibt es seit kurzem auch wieder eine Niederlassung unserer Schwestern: Im Wohnbereich St. Dominikus im Kloster St. Lioba (Riedbergstraße 1); bei den Liobaschwestern lebt seit 2021 die Kongregation der Schwestern vom III. Orden des heiligen Dominikus von Neusatzeck.

Lesen Sie hier den kompletten Artikel „Freiburg im Breisgau und der Predigerorden“ von P. Wolfram Hoyer OP, in: „Dominikus – Leben und Wirken der Dominikanischen Familie in Süddeutschland und Österreich“, Heft 2009/2010, S. 2-22.